Unfreiwilliger Humor beim Schreiben

Habt ihr auch eine Lieblingsrubrik in der Zeitung? Glossen? Elternblog? Beiträge zum Kochen und Geniessen? Ich habe definitiv eine: unfreiwilliger Humor beim Schreiben. Da gibt es findige Redaktoren, die Sprachfehlern in den Zeitungen nachspüren und diese allwöchentlich als «gesammelte Werke» unter einer separaten Rubrik veröffentlichen. Lachen ist garantiert. Beispiele gefällig?

Überschriften
Besonders humoranfällig sind Headlines. Denn da wird verkürzt, gebogen, gebrochen und geschraubt, bis der Aussage jeglichen Sinn abhandenkommt. Etwa so:

  • Kanzler erklärt Kindern den Krieg. 
    Als ob es sonst nicht genug Krieg auf der Erde gäbe. Muss der sich tatsächlich auch mit Kindern zoffen?
  • Empfohlene Maskenpflicht
    Ja was denn nun?
  • Schlaglöcher: bitte melden
    Ob die Schlaglöcher den Aufruf auch gelesen haben?
  • Polizei sucht leichte Einbruchsziele in Weder und Uetersen.
    Ich finde, wenn die Polizei einbrechen will, soll sie ihre Ziele selber suchen.
  • Patienten des Universitätskinderspitals sind auf Parkplätze angewiesen.
    Unklar bleibt, ob es Parkplätze für Dreiräder, Trottis oder ganz normale Velos sind, die hier so dringend benötigt werden.

Auswüchse beim Gendern
Ganz wunderbar eignen sich auch die Bemühungen politisch eifrig-korrekter Schreiberlinge, gendergerecht zu formulieren. Und ja, hier passt das von Mühe abgeleitete Bemühungen ganz prima:

  • Erste Ergebnisse zeigen, dass lediglich 20 bis 30 Prozent der Regisseurinnen in Luxemburg weiblich sind, bei den Produzentinnen sind es sogar nur 10 bis 20 Prozent.
    Auch die Feststellung, «dass 20 Prozent der Managerinnen weiblich sind», erstaunt mich ungemein. Bis anhin ging ich von 100 % aus. Aber man lernt nie aus. 

Ja! Man kann auf weibliche Formen pochen. Aber bitte dann nicht sinnbefreites Zeugs schwurbeln.

  • Nicht jeder SVP-Wählende ist Bauer.
    Mal so, mal so. Bei dieser missglückten Aussage wird versucht, durch die Partizipalform (Wählende) alle anzusprechen. Doch beim Bauer lässt man es wieder sein. Bäuerinnen, Bauernden irgendwer?
  • Kochen für Witwer / innen
    Eine kreuzfalsche Wortkreation – immerhin kreativ. Gilt übrigens auch für Mitgliederinnen, Kinderinnen, Vorständinnen oder Deutschinnen. Gut gegendert ist eben doch nicht halb gewonnen.

Sinnbefreite Aussagen
Manchmal wird so schludrig getextet, dass die Textpassagen schlicht keinen Sinn mehr ergeben. Der Leser kann ja erraten, was gemeint ist. Und ein bisschen Hirnakrobatik schadet jetzt niemandem.

Der Sattelzug des 43-Jährigen blieb quer auf der Fahrbahn stehen. Der Rettungsdienst brachte den Mann vorsorglich ins Krankenhaus. Dort wurde er durchgecheckt, blieb aber unverletzt.
Verstehe ich das richtig, im Spital gaben sie sich alle Mühe, den Mann beim Durchchecken zu verletzen. Aber leider ist das nicht gelungen? Oder was, oder wie?

Die Leichen waren gefunden worden, nachdem sie nicht zur Arbeit erschienen waren.
Ich habe Fragen! Es wäre ja grundsätzlich nicht verboten, beim Schreiben das Hirn zu aktivieren.

Wenn Schulz sagt, 40 Prozent der jungen Arbeitnehmer in Deutschland hätten nur einen befristeten Arbeitsvertrag, dann stimmt das schlicht nicht. In Wirklichkeit ist es weniger als die Hälfte.
Ich habe nachgerechnet. Und: Es stimmt doch. 

Ein Plädoyer für das Korrekturlesen
Ich könnte die Liste mit Beispielen endlos verlängern. Was fällt auf? Solche Fehler wären vermeidbar, wenn man sich nur die Mühe nähme, die Texte korrekturzulesen. Dass es im «Privatgebrauch» immer wieder lustige Holperer absetzt, kommt in den besten Familien vor. Sieht man jedoch, wie viel unfreiwilliger Humor wir in Zeitungen finden, wirds tragisch. Man bekommt den Eindruck, dass prioritär beim Feinschliff der Texte gespart wird. Noch bin ich nicht sicher, ob mich das ärgert oder ob ich mich über die Lacher freuen soll. Vermutlich Letzteres.

Für alle, die es besser machen wollen, habe ich ein paar einfache Empfehlungen für das Finish für eure Texte zusammengetragen:

  • Jedes Schriftstück wird korrekturgelesen. Und zwar möglichst erst nach einer kreativen Pause zwischen dem Schreiben und dem Korrigieren.
  • Dazu drucke ich das Dokument aus und decke beim Lesen Zeile für Zeile auf.
  • In einem zweiten Schritt lese ich mir das Geschriebene laut vor: Die beste Art, noch ein paar versteckte Fehler zu entdecken und den Sprachrhythmus zu vollenden.
  • Zum Schluss verwende ich eines der Textkorrekturprogramme, die es in grosser Zahl gratis im Internet gibt und lass den Text ein letztes Mal überprüfen.

Zwar garantiert mir auch dieses Vorgehen noch keinen 100-prozentig korrekten Text. Aber ich bin überzeugt, Auswüchse, wie oben zitiert, reduziere ich so auf ein absolutes Minimum.