Meine 3 liebsten Kreativitätstechniken beim Schreiben
Es ist erstaunlich, was einem alles so einfällt, wenn einem nichts einfällt.

(Joseph Conrad)

Gehört ihr auch zu jenen, die immer mal wieder mehr oder weniger komplexe Texte verfassen müssen? Artikel in der Mitarbeiterzeitung, Beiträge im Geschäftsbericht oder Newsletter? Dann kennt ihr das bestimmt: Ihr hockt vor dem Computer, Word ist geöffnet, das Dokument mit Namen abgespeichert, Schrift, Sprache, Format sind programmiert. Seitenzahlen eingefügt, Überschrift getippt. Und dann, wenn es nun wirklich nichts mehr anderes vorzubereiten gibt: ein grosses leeres Nichts. Das schöpferische Denken macht gemütlich eine ausgedehnte Pause. Dann beginnt ihr aufs Geratewohl und ziellos mit dem Schreiben und hofft, die Muse küsse euch doch noch. Aber ihr merkt: Das führt nirgendwo hin.

Die gute Nachricht: Es gibt es Techniken und Methoden, um die eigene Kreativität anzustossen und die helfen, ein Thema zu strukturieren. Auch wenn es nach Wiederspruch tönt: Kreativitätstechniken führen zu Struktur. Obwohl man völlig unstrukturiert beginnt.

Auch ich muss mich immer wieder der einen oder anderen Kreativitätstechnik bedienen. Denn oftmals schreibe ich über Themen, zu denen ich im Grunde nichts zu sagen habe. Sie sind mir völlig fremd. Einfach loszuschreiben, liegt da schlicht nicht drin. Also muss ich mich erst auf irgendeine Weise dem Thema annähern.

Damit die Kreativitätstechniken etwas bringen, ist es wichtig, dass ihr mit der (Schreib-) Aufgabe vertraut seid und Ziel, Zweck, Ziegruppe etc. des geplanten Textes kennt. Sofern euch die Aufgabe klar ist, ihr aber nicht wisst, wie ihr ans Thema rangehen oder wie ihr es strukturieren sollt, ist es höchste Zeit für eine der folgenden Techniken.

Persönlich habe ich mit den vorgestellten Vorgehensweisen sehr gute Erfahrungen gemacht, weil sie mir helfen, den Textaufbau festzulegen, bevor ich auch nur ein Wort getippt habe.

Brainstorming

Kennt ihr bestimmt:

  • Schreibt auf Zettel oder Karteikarten stichwortartig alles, was euch zu einem Thema einfällt. Ideen, Argumente, Gegenargumente, Verrücktes, Gescheites, Vernünftiges, Abwegiges.
  • Erlaubt ist, was einfällt.
  • Für jede Idee und jeden Einfall schreibt ihr eine Karte.
  • Gebt euch 15 bis 20 Minuten, um alles aufzuschreiben.
  • Pinnt die Kärtchen an die Wand.
  • Besser noch: Legt die Kärtchen auf den Boden. So könnt ihr das Problem von oben betrachten. Oder ihr könnt im Problem «herumtreten» und seht es so übersichtlich von allen Seiten.
  • Danach gruppiert ihr die Kärtchen nach Themen.
  • Mistet aus, was nicht relevant oder überschüssig ist.
  • Nun ordnet die Themen nach Priorität, Hierarchie oder Ablauf – und schon zeichnen sich Hauptmessage, Einstieg, Konklusion etc. ab. Ihr erhält so nichts weniger als eure Struktur.

Klar, Brainstorming macht mehr Spass in der Gruppe. Dennoch hilft es mir weiter, auch wenn ich mich allein und ohne Team an ein Thema herantasten muss.

Clustering

Diese Methode finde ich persönlich grossartig, weil ich am Schluss der Übung die Zusammenhänge der verschiedenen Aspekte eines Themas erkenne. So geht ihr vor:

  • Nehmt ein grosse Blatt Papier und zeichnet in der Mitte einen Kreis, in dem ihr den Titel eurer Aufgabe notiert.
  • Schreibt nun um den Kreis herum in neuen Kreisen all die verschiedenen Aspekte zum Thema auf.
  • Benutzt das ganze mögliche Spektrum von 360° Denken.
  • Verbindet die Kreise, die voneinander abhängen, mit Linien. Ordnet die Themen nach ihrer Wichtigkeit und nummeriert sie durch.
  • Es ist durchaus möglich, dass einzelne Kreise nicht verbunden werden und aussen vor bleiben. Die darin notierten Aspekte sind ganz offensichtlich nicht wichtig und können rausfliegen.

Auch mit dieser Methode schafft ihr noch vor der eigentlichen Schreibarbeit eine Struktur für euren Text. Diese Vorgehensweise funktioniert sehr gut, wenn ihr alleine arbeitet.

Mind Mapping

Diese Methode ähnelt dem Clustering stark und hilft, eure Gedanken und Ideen zu einem Thema zu bündeln.

  • Nehmt ein grosses Blatt Papier den queren Weg und schreibt den Kernbegriff eures Themas drauf.
  • Zeichnet von diesem Begriff aus Äste auf, die ihr mit weiteren Begriffen, die euch einfallen, verseht.
  • Pro Unterthema gibt es einen Ast, von dem aus ihr weitere Verästelungen zu den dazu gehörenden Unterthemen zeichnet. So entsteht ein Bild eines verästelten Baums.
  • Arbeitet ihr mit Farben, wird euer Werk optisch noch übersichtlicher.
  • Falls nötig, erarbeitet verschiedene Versionen.

Für die Computeraffinen ist diese Methode besonders attraktiv, denn es gibt Softwareprogramme, mit denen ihr Mind Maps am Rechner zeichnen könnt. Ich bevorzuge jedoch, sie von Hand zu zeichnen und grosszügig zu schreiben. Denn ohne Computer kann ich mich aufs Thema konzentrieren und muss mich nicht von Programmen und Tippfehlern, langsamen Rechnern und anderem Ungemach ablenken lassen.

Versucht mal die eine oder andere Methode aus, bevor ihr euch ans Schreiben umfassender Beiträge macht. Auch wenn ihr die Zeit als Argument gegen solches Vorgehen vorbringen möchtet – ihr werdet sehen: Die Zeit, die ihr für die Vorbereitung aufwendet, macht ihr beim Schreiben flott wieder wett. Und das Gute ist: Diese Kreativitätstechniken funktionieren immer – nicht nur beim Schreiben.